SCHRITTE IN DEN ABGRUND: Steps Into the Abyss
The importance of the play THIN EDGE OF THE WEDGE — to combat antisemitism and hate — being translated into German:
As always the world news is filled with headline events that capture our attention. Yet there is often overlooked news that may have more ominous implications for the future of democracy.
The rise of the far right once again in Europe is one of these events.
Add to this urgent concern the fact that my husband and I, as a newly married young Jewish couple, were stationed (only 25 years after the end of World War II) with the U.S. Army in Germany, the country whose unprovoked attack of Poland on September 1, 1939, led to the systematic murder of six million Jews.
Thus a German version of THIN EDGE OF THE WEDGE was very important to me. And Amos Kraemer, a German history teacher, made this vision come true! (Translating THIN EDGE OF THE WEDGE directly into German didn’t work, thus the German title as SCHRITTE IN DEN ABGRUND.)
Short monologue from play performed in both English and German by bilingual actress/director Deena Unverzagt (based in Hamburg, Germany).
Here is the mission statement of Amos Kraemer for this project:
Ich schreibe Ihnen als der, welcher die deutsche Übersetzung des Stückes “Schritte in den Abgrund/Thin edge of the wedge” ermöglicht hat. Ich arbeite seit 20 Jahren im staatlichen Schuldienst an einem Heidelberger Gymnasium in den Fächern Geschichte und Physik. Ich habe Frau Zimbler Miller und ihr Projekt bei einem Zoom-Meeting zu einem anderen Thema kennengelernt. Ich fand den Ansatz, ein Theaterstück zu haben, das aber unmittelbar auf Zeitzeugenberichten aufbaut, gleich interessant.
Das Thema Holocaust habe ich viele Male unterrichtet und man stellt sich als Lehrer immer erneut die Frage, wie man das heikle Thema vermitteln kann, zumal in der Regel in begrenzter Zeit. Das Stück ist ja in erster Linie ein Lesestück, nicht so sehr richtiges Theater mit Handlung und Interaktion der Schauspieler. Als solches kann es gut ganz oder in Auszügen im Unterricht vorgetragen/gelesen werden oder auch auf einer Schulbühne für die Klassen, bei denen das Thema ansteht.
Eine solche vorgetragene Darstellung, die einen Überblick über verschiedene Verfolgtenschicksale aus dem osteuropäischen Raum gibt, bietet vielleicht einen anderen und emotionaleren Zugang als wenn man schriftliche Materialien bearbeiten würde oder Filme schaut. Gleichzeitig arbeitet das Stück ja nicht mit Dramatisierung und Fiktionalisierung, bleibt also sehr auf der sachlich-historischen Ebene und hat daher vielleicht eine besondere Glaubwürdigkeit. Die Erzählerfigur der Autorin gibt den Einzelschicksalen eine Klammer und stellt dabei einen Bezug zu heute her.
Die Autorin möchte kein Geld für die Nutzung des Stückes und die professionelle Übersetzung ins Deutsche habe ich als Spende meinerseits finanziert. Insofern steht das Stück unmittelbar zur Nutzung in Schulen und an anderer Stelle zur Verfügung. Wobei die Autorin für Rückmeldungen und Fragen sehr dankbar wäre.
— Amos Krämer, Internationale Gesamtschule Heidelberg
Characters in the play:
ERZÄHLERIN:
PHYLLIS (amerikanische Jüdin, Alter 70)
NACHRICHTEN:
RADIOSPRECHER (amerikanisch oder britisch, Alter 30-40)
LITAUEN; TODESLAGER AUSCHWITZ UND STUTTHOF; DÄNEMARK:
JUDITH (litauische Jüdin) — Überlebende
POLEN:
POLNISCHE GRÄFIN (Katholikin, Alter 50) — Retterin
DEUTSCHLAND:
ELFRIEDE MORGENSTERN (deutsche Jüdin, Alter 9) — Überlebende
FELICE (amerikanische Jüdin, Alter 35) — Tochter einer Überlebenden
RUMÄNIEN UND FRANKREICH:
RUTH KLÜGER (mitteleuropäische Jüdin, Alter 30-35) — Retterin
WARSCHAUER GHETTO:
IRENA SENDLER (polnische Katholikin, Alter 35) — Retterin
JACK PRICE Male 13 (polnischer Jude, Alter 13) — Überlebender
TSCHECHOSLOWAKEI:
SOL (tschechischer Jude, Alter 14-21) — Überlebender
ITALIEN:
Jüdisches Mädchen aus Rom (Alter 10) — Überlebende
Here is the beginning of SCHRITTE IN DEN ABGRUND:
(Hinweis: Bei Inszenierungen, in denen die Umsetzung der Regieanweisungen „Scheinwerfer an“ und „Scheinwerfer aus“ nicht möglich ist, sollten die Darsteller, die sprechen, auf der Bühne vor- und danach wieder zurücktreten.)
Scheinwerfer auf einen RADIOSPRECHER, der an einem kleinen Tisch auf einer Bühnenseite sitzt.
RADIOSPRECHER
1. September 1939. Die deutsche Wehrmacht hat Polen angegriffen.Scheinwerfer auf Radiosprecher aus.
Scheinwerfer auf JUDITH. Sie spricht mit jiddischem Akzent.
JUDITH
Ich heiße Judith und bin im Jahr 1939 zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, als die Russen meine Heimatstadt in Litauen besetzen, acht Jahre alt. Ich bin das jüngste von drei Kindern. Mein Vater ist 1938 gestorben. Er hat nicht mehr miterlebt, wie die Nazis in Westpolen einmarschiert sind und die Russen anschließend Ostpolen besetzt haben.Sie sieht zur Seite, als hätte sie Angst, belauscht zu werden.
Judith hebt einen Stoffbeutel auf, der zu ihren Füßen liegt.
JUDITH (FORTGESETZT)
Die Russen schicken im Sommer unsere
ganze Schulklasse in ein Lager, damit wir lernen, gute Kommunisten zu werden. Ich bin in diesem Lager, als die Nazis im Juni 1941 in Litauen einmarschieren. Den nichtjüdischen Kindern wird versichert, dass ihnen nichts passiert. Wir jüdischen Kinder werden sofort von unseren nichtjüdischen Freunden getrennt.Sie legt den Stoffbeutel auf den Boden. Die Bühnenbeleuchtung wird gedimmt.
JUDITH (FORTGESETZT)
Eines Nachts werde ich durch einen Betreuer geweckt. Ein Fremder steht an meinem Bett und reicht mir einen auf Jiddisch verfassten Brief von meiner Mutter.Judith streckt die Hand aus, um einen imaginären Brief entgegenzunehmen. Sie liest ihn laut vor.
JUDITH (FORTGESETZT)
„Liebe Tochter, ich habe diesem Mann meinen Diamantring gegeben, damit er dich nach Hause bringt. Du musst alles tun, was er sagt.“Judith steigt in einen imaginären Sack.
JUDITH (FORTGESETZT)
Er steckt mich in einen leeren Sack und füllt ihn mit Heu und Kartoffeln. Er warnt mich, das kleinste Geräusch könnte mich und ihn das Leben kosten. Dann fahren wir mit seinem Pferdefuhrwerk die ganze Nacht durch. Jedes Mal, wenn der Wagen anhält, habe ich Angst, das könnte mein letzter Atemzug sein. Als wir bei ihm Zuhause ankommen, bindet er mich im Keller an, damit ich nicht weglaufe.Sie steht auf.
JUDITH (FORTGESETZT)
Als wir endlich mein Zuhause erreichen, umarmt mich meine Mutter und bricht in Tränen aus.Judith wird von ihren Gefühlen überwältigt. Dann sieht sie die Zuschauer direkt an.
JUDITH (FORTGESETZT)
Später erfahren wir, dass alle jüdischen Kinder, die mit mir im russischen Ferienlager waren, durch die Nazis erschossen wurden.